Strang 1 – Der Aufbau globaler Arbeiterbewegungen

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Seit 2008 hat die globale Finanzkrise sehr deutlich und an vielen Orten sehr aggressiv die Krise des hegemonialen Neoliberalismus deutlich gemacht – manche sagen, des Kapitalismus.

Während es unterschiedliche Analysen über das Ausmaß und die Natur dieser Krise gibt, ist es offensichtlich,d ass wir starke globale Bewegungen brauchen, wenn wir uns selbst und en Planeten vor den zerstörerischen Auswirkungen eines nunmehr nicht mehr konsensualen, sondern auf Zwang beruhenden Neoliberalismus bewahren wollen.

In diesem Workshopstrang geht es darum, wie globale Arbeiterbewegung(en) stärker werden können – welche Instrumente und Strategien ausprobiert werden und welche Ergebnisse dabei herauskommen,  was wir aus bisherigen Kämpfen lernen können, mit welchen anderen Kräften wir kooperieren können und sollten, und welche Rolle LabourStart als globale Nachrichten- und Kampagnenplattform im Netzwer globaler Arbeiterbewegungen spielen kann und sollte.

Bisher sind folgende Workshops in Planung (diese Liste wird sich bis zur Konferenz noch ändern!):

Auf dem Weg zu globalen Industriellen Beziehungen

Dieser Workshop setzt die Debatte aus der gleichnamigen Plenarveranstaltung fort. Die Referent_innen vom Podium werden anwesend sein, im Workshop geht es jedoch vor allem um eine Diskussion mit Fragen und Kommentaren seitens der Teilnehmer_innen.

Fairer Handel, soziale Labels – Für und Wider

(Workshop in Zusammenarbeit mit der IG BAU) 

Unternehmen versuchen häufig über CSR (Corporate Social Responsibility) ihr Image, in der Regel über Selbstverpflichtungen, aufzubessern und versprechen sich davon Wettbewerbs- bzw. Marktvorteile. Doch wer überprüft die Einhaltung von Selbstverpflichtungen? Kann das Instrument “Soziales Label” zur Verbesserung von sozialen (oder auch ökologischen) Standards beitragen? Über diese Frage wird in den Gewerkschaften durchaus kontrovers diskutiert. Wir werden uns die wichtigsten Argumente anschauen und 3-4 Beispiele vorstellen und diskutieren, bei denen Gewerkschaften sich an Labels beteiligt habe nbzw. sie mit initiiert haben: FSC (Forstwirtschaft), FLP (Faire Blumen), Global Gap (Landwirtschaft), Xertifix (Steine)… welche konkreten sozialen Verbesserungen haben diese Labels gebracht? Welche Handlungsmöglichkeiten gibt es für Gewerkschaften bei der Erstellung, Umsetzung, und Kontrolle von sozialen Labels? Welche Standards werden dabei gefördert? Welchen Einfluss hat die viel gerühmte Verbrauchermacht wirklich?

Arbeitskämpfe im Globalen Süden: Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Nach der großen Finanzkrise von 2008, haben viele BRIC-Staaten, aber auch andere Länder im Globalen Süden eine Welle von massiven Streiks erlebt, die oft von staatlicher Repression, aber auch wilden Streiks begleitet waren. Dieser Workshop wird sich mit diesen Kämpfen beschäftigen – ihrer Dynamik, den Branchen, in denen sie stattfanden, und den Ergebnissen – mit weiteren Beispielen südamerikanischer Arbeitskämpfe und Protestbewegungen aus Argentinien, Chile und Venezuela.

Gewerkschaftsstrategien gegenüber Migrant_innen 

Workshop in Zusammenarbeit mit dem AK Undokumentierte Arbeit

In diesem Workshop werden wir uns verschiedene gewerkschaftliche Erfahrungen mit der Organisierung von migrantischen Beschäftigten anschauen. Dabei wollen wir eine lang andauernde Kontroverse um verschiedene Strategien zur Organisierung dieser Beschäftigten aufgreifen.

Einige Gewerkschafter_innen argumentieren, dass Gewerkschaften auf gemeinsamen Interessen der Beschäftigten aufbauen und dass eine Aufspaltung in besondere Interessengruppen (z.B. Migrant_innen vs. Nicht-Migrant_innen) Solidarität untergräbt. Andere weisen darauf hin, dass ungleiche Möglichkeiten aufgrund des Migrationsstatus besondere Unterstützung verlangen, ohne die Solidarität nicht entstehen kann.

Wie gehen verschiedene Gewerkschaften an die Frage der Organisierung migrantischer Beschäftigter heran und warum? Welche Schritte beinhalten diese Strategien?

Referent_innen und Teilnehmer_innen sollen im Workshop reflektieren, mit welchen Strategien gegenüber Migrant_innen ihre Organisationen auf diese Herausforderung reagiert haben, und inwieweit diese erfolgreich waren oder fehlgeschlagen sind. Wir möchten dabei auch spezielles Augenmerk auf einen Aspekt legen, der die Realität vieler Migrant_innen entscheidend prägt – den unsicheren Aufenthaltsstatus (aufgrund fehlender Aufenthaltstitel oder Arbeitserlaubnis).

Online-Kampagnen: Zusammenarbeit, Konkurrenz, Clicktivismus
Seit den 1990er Jahren haben Gewerkschaften ihre Kampagnen auch online geführt. In den letzten Jahren haben sich neue Plattformen gegründet, die sich oft mit denselben Themen und Gegnern befassen, wie Avaaz, Change.org, Sumofus, oder Campact. Wie sollten Gewerkschaften damit umgehen? Welche Rolle sollten die neuen Kampagnenorganisationen spielen? Sind sie eine Bedrohung – oder eine Möglichkeit für die Arbeiter_innenbewegung?

Fair Play ? – Arbeitsbedingungen bei Mega-Sportveranstaltungen

(Workshop in Zusammenarbeit mit IG BAU und BHI)

Ohne die Menschen, die die Stadien, Infrastruktur und Hotels  bauen, könnten globale Mega-Veranstaltungen wie die Olympischen Spiele oder die Fußballweltmeisterschaft gar nicht stattfinden. Trotzdem sind deren Arbeitsbedingungen geprägt von überlangen Arbeitszeiten, niedrigen Löhnen und lebensgefährlichen Umständen. Die Situation der Wanderarbeiter ist noch schlimmer, wie sich in den Berichten über die Winterspiele in Sochi oder den World Cup in Qatar immer wieder zeigt. Wanderarbeiter werden ausgebeutet oder finden sich gar in Zwangsarbeit wieder. Der BHI versucht nicht nur gemeinsam mit den Gewerkschaften diese Arbeitnehmer in den Gastländern zu organisieren. Sondern er motiviert auch seine Mitgliedsgewerkschaften diese Bemühungen national und global zu unterstützen, um allen Arbeitnehmern Zugang zu guter Arbeit mit gerechter Entlohnung und sicheren Arbeitsbedingungen zu ermöglichen.

DieTransantlantische Handels- und Investitionspartnerschaft (TTIP) – wie Beschäftigtenrechte in Geheimverhandlungen abgebaut werden

Klimawandel und neue Energieregimes – was tun die Gewerkschaften?

Workshop in Zusammenarbeit mit IG BAU

Klimawandel ist real, seine Folgen sind vielerorts schon längst spürbar. Die Folgen beeinflussen Bürgerrechte und die demokratische Strukturen und müssen auch auf der Ebene des sozialen Dialogs und der Tarifverhandlungen angesprochen werden. Wenn wir Gesellschaften wollen, in denen man würdig leben und arbeiten kann, sind massive Anstrengungen nötig, um unsere Wirtschaft zu einer nachhaltigen kohlenstoffarmen Wirtschaft zu transformieren. Das ist eine große Herausforderung, die in sehr kurzer Zeit angegangen werden muss. Sind Gewerkschaften fit für die Bewältigung dieser Herausforderung? Welche Möglichkeiten haben die Gewerkschaften so unterstützen eine nachhaltige Entwicklung unserer Wirtschaft? Und wie sollten sie in der Zukunft zu handeln, um eine übermäßige Klimawandel zu verhindern?

Buchvorstellung: Dan Gallin über die Globale Arbeiter_innenbewegung

Dan Gallin (Global Labour Institute) wird sein Buch über die Globale Arbeiter_innenbewegung, das demnächst bei LabourStart erscheint, vorstellen.

Die neue Gewerkschaftsbewegung in Israel: Strategien für den gemeinsamen Kampf von arabische und jüdischen Arbeiter_innen für sozialen Fortschritt und Frieden

Referent: Assaf Adif, WAC-MAAN

Grenzen der Solidarität

Workshop in Zusammenarbeit mit LabourNet Germany

Solidarität – solange sich diese darauf beschränkt, Petitionen oder Mailkampagnen zu unterzeichnen, ist weitgehend problemlos. Und durchaus wirksam – aber halt nur beschränkt, weil sie sich entweder an eine Regierung richten muss oder auf den good will oder die image-Abhängigkeit eines Unternehmens angewiesen ist.

Was aber passiert, wenn von vielleicht 4 Werken eines Unternehmens 2 geschlossen werden sollen?

Die Konkurrenz um das Null-Summen-Spiel begrenzter, aber zur Existenzsicherung (vermeintlich) alternativloser Lohnarbeitsplätze stellt die systemische Grenze der Solidarität dar.

Wie kann diese Grenze überwunden werden, wie können Bedingungen geschaffen werden, um Solidarität tatsächlich denk- und lebbar zu machen ?

Diese Frage wird unseres Erachtens viel zu selten diskutiert – das wollen wir während dieses Workshops tun.

Referent_innen: Helmut Weiss, Mag Wompel

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